Die Gewinner der Grow-Stipendien 2018 stehen fest:

Grow-Gewinner und -Jurymitglieder 2018 (von links): Christian Humborg, Melina Seiler (Flüchtling Magazin), Tabea Grzeszyk, Julia Stein, Sahar Reza (Flüchtling Magazin), Lukas Harlan, Elisa Simantke, Simon Jockers (Datenguide), Thomas Schnedler und Simon Wörpel (Datenguide); Michaela Haas (Solutions Journalism; nicht im Bild).

Es sind Solutions Journalism Training, Datenguide und das Flüchtling-Magazin. Die Projekte stellen wir hier zusammen mit den drei weiteren Finalisten vor:

Die Gewinner der Grow-Stipendien:

 

Datenguide – regionale Statistiken für alle

Die Statistischen Ämter sammeln kontinuierlich Daten und erstellen Statistiken zu allen Bereichen unserer Gesellschaft. Das reicht von Zahlen zu Arbeitslosigkeit und Sozialleistungen bis zur Tierhaltung in der Landwirtschaft. Diese sogenannte amtliche Statistik ist nicht nur Entscheidungsgrundlage für Politik, Verwaltung und Wirtschaft, sondern auch ein wertvolles Werkzeug für Journalistinnen und Journalisten. Doch die Nutzung der amtlichen Statistik in der journalistischen Praxis gestaltet sich oft schwierig. Denn obwohl die amtliche Statistik theoretisch der Öffentlichkeit zur Verfügung steht und offizielle Statistikportale Daten zum Download anbieten, ist die Bedienung dieser Portale und die weitere Analyse der Daten mit großen Hindernissen verbunden.

Mit dem Projekt „Datenguide“ wollen wir Journalistinnen und Journalisten in die Lage versetzen, die amtliche Statistik zu verstehen und sinnvoll zu nutzen, insbesondere im Lokaljournalismus. Dazu entwickeln wir ein einfach zu bedienendes Datenportal, das die Daten der amtlichen Statistik klar und prägnant darstellt, vergleichbar macht, in Kontext setzt und erklärt – beispielsweise durch interaktive Grafiken und zusätzliche erklärende Inhalte. Das Datenportal strukturiert die Daten regional (Bundesländer, Landkreise und Städte) und nach Themen (z.B. Umwelt oder Soziales). Der Innovationsgehalt des Datenportals liegt im journalistischen Ansatz und der redaktionellen Aufbereitung der Inhalte. Im Gegensatz zu den Portalen der statischen Ämter (z.B. regionalstatistik.de) und Angeboten von kommerziellen Anbietern (z.B. Statista), liegt der Fokus auf der Kontextualisierung und redaktionellen Einordnung der statistischen Inhalte und einer einfachen Konsumierbarkeit, auch für Menschen ohne besondere technische oder statistische Vorkenntnisse.

Ein Projekt von: Simon Jockers, Simon Wörpel und Patricia Ennenbach

 

Flüchtling – Magazin für multikulturellen Austausch

Das Flüchtling-Magazin ist das erste Online-Magazin, in dem Geflüchtete zu Wort kommen. Es steht für multikulturellen Austausch sowie Verständigung und wurde von dem geflüchteten syrischen Journalisten Hussam Al Zaher im Februar 2017 gegründet. Insgesamt besteht das internationale Team aus 24 Ehrenamtlichen (Autoren, Journalisten, Fotografen, Grafikern, Künstlern). Zum einjährigen Jubiläum veröffentlichte das Magazin durch die Unterstützung der ZEIT Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius sein erstes Print-Magazin. Das zweite folgt im Oktober. Ab 2019 soll es vierteljährlich eine Ausgabe geben. Das Online-Magazin samt seiner Social-Media-Kanäle, über die auch viele Fotos und Videos geteilt werden, bleibt weiterhin bestehen.
Das ehrenamtliche Team berichtet über die Situation von Geflüchteten in Deutschland. Geflüchtete schreiben auch selbst über ihre Kultur, ihre Gedanken, über Integration und ihre Erfahrungen in Deutschland. Zudem bietet das Flüchtling-Magazin rechtliche Tipps, Rezepte, Portraits und Berichte über aktuelle Ereignisse und Hilfsprojekte. Mit seiner Arbeit möchte das Team vor allem eines erreichen: Einen Dialog auf Augenhöhe zwischen Geflüchteten und Deutschen und somit Barrieren und gegenseitige Ängste und Vorurteile abbauen. Das Magazin ist ein Projekt des Vereins Miteinander Ankern.

Ein Projekt von: Hussam Al Zaher sowie einem internationalen Autorenteam

Solutions Journalism Training

Lösungsorientierten Journalismus in Deutschland etablieren.

Das Solutions Journalism Network (SJN) wurde 2013 in New York gegründet und ist seither international aktiv, um Trainings, ein Netzwerk und Materialien zum lösungsorientierten Journalismus anzubieten. Mehr als 10.000 Journalisten haben das Training inzwischen absolviert und mehr als 170 Redaktionen wie die New York Times, der Guardian oder die BBC sind Partner des Netzwerks, aber in Deutschland gibt es nichts Vergleichbares. Hiermit bewerbe ich mich um das GROW-Stipendium, um den rechercheintensiven lösungsorientierten Journalismus in Deutschland bekannter zu machen. Ich habe den lösungsorientierten Journalismus in Amerika kennengelernt, bin die Koordinatorin der SJN Community in Los Angeles und schreibe seit November 2017 eine Lösungskolumne für das SZ-Magazin. In all diesen Funktionen stelle ich aber fest, dass hierzulande der lösungsorientierte Journalismus immer noch mit Wohlfühljournalismus, Aktivismus oder „Good News“ verwechselt wird. Tatsächlich geht es bei diesem Ansatz konkret darum, die gleiche journalistische Sorgfalt, kritisches Denken und intensive Recherche wie im investigativen Journalismus anzuwenden, aber den Fokus auf praktikable und reproduzierbare Lösungen für drängende Probleme zu richten. Studien der Columbia University oder der BBC zeigen deutlich, dass seriöser, lösungsorientierter Journalismus die Leserbindung fördert und gerade bei jungen Lesern unter 35 Jahren zu einer längeren Verweildauer auf den Seiten führt. Ich halte ihn für ein zukunftsweisendes journalistisches Modell, das ich meinen deutschen Kollegen vorstellen möchte.

Ein Projekt von: Michaela Haas, Lisa Urlbauer und Nina Fasciaux

Weitere Finalisten und Teilnehmer des Pitch waren:

Journalisten-tools.de

Journalisten-Tools.de bloggt über digitale Tools und Themen: Die Website will Journalisten bei der Arbeit unterstützen und ermutigen, selbst digital zu agieren. Beiträge erscheinen in den Rubriken »Recherchieren«, »Organisieren«, »Produzieren« und »Veröffentlichen«, um hilfreiche Tools für Journalisten zu empfehlen und zu erklären – auch zu aktuellen Anlässen und mit praktischen Beispielen.

Zusätzlich sind die Blogger von Journalisten-Tools.de regelmäßig als Speaker bei Barcamps und Events für Journalisten, um diese »Werkzeugkiste« auch offline zu präsentieren.

Ende 2013 hat Sebastian Brinkmann (Rheinische Post Mediengruppe) das Blog gegründet und Mitte 2018 an mich, Christina Quast, übergeben. Ich möchte Journalisten-Tools.de nun so weiterentwickeln, um auch Geld zu verdienen. Dazu möchte ich inhaltlich und finanziell mit verschiedenen Dingen experimentieren, um zu testen, welche meiner Ideen auch funktionieren.

Ein Projekt von: Christina Quast

 

Projekt Schusterjunge.

Wir möchten mit unserem Projekt Schusterjunge studentische Experten auf Zeit an Lokalredaktionen vermitteln. In Zusammenarbeit mit der Redaktion können sie Recherchen unterstützen und digitale Projekte umsetzen.

Das können etwa Grafiker für ein Webprojekt sein, Soziologen für eine Sozialraumanalyse, Historiker fürs Archiv oder Studis mit Statistik-Know-How, die helfen, einen Datensatz in den Griff zu bekommen. Das Matching soll über eine Website laufen.

Die Redaktionen können Rechercheprojekte inserieren, bei denen sie in bestimmten Feldern Unterstützung benötigen. Studierende können aber auch von sich aus ihre spezifischen Fähigkeiten oder Projektideen anbieten. Die Vernetzung soll dabei weitgehend lokal erfolgen. Außerdem sollen Best-practice-Beispiele auf der Website zeigen, welche Möglichkeiten sich für eine Zusammenarbeit bieten.

Neben der Bereitstellung der Plattform wollen wir die Recherche-Projekte bei der Einwerbung von Förderungen und beratend unterstützen; Uns ist aber wichtig, dass sich niemand unter Wert verkaufen muss und sich die Redaktionen auch unabhängig von Drittmitteln finanziell an der Bezahlung der Studierenden beteiligen.

Wir wollen gezielt auch Studierende mit speziellen Fähigkeiten ansprechen, die ihre Zukunft vielleicht nicht im Journalismus sehen, aber trotzdem den Medien weiterhelfen können. Wir wünschen uns eine bunte, vielfältige lokale Medienlandschaft, die von frischen Impulsen beflügelt wird und so selbstbewusst in die Gesellschaft ausstrahlt.

Neben der Umsetzung von Rechercheprojekten mit Leuchtturmwirkung soll durch gegenseitigen Wissenstransfer die Qualität der Arbeit beider Seiten nachhaltig verbessert werden. Außerdem wollen wir mit unserem Projekt das Verständnis für den Wert von Qualitätsjournalismus fördern.

Ein Projekt von: Lenja Hülsmann und Christoph Koitka

 

Eco Lab

Das Eco Lab ist ein Hands-on-Community-Labor. Wir machen Citizen Science & DIY und bieten Workshops und Meetings an, in denen interdisziplinäre, kleine Gruppen an Fragestellungen rund um die Themenfelder Umwelt, Natur und Technik forschen werden.

In Phase I entwickeln wir ökologisch sinnvolle und zukunftsweisende Projekte. Kleine Teams erarbeiten Fragenstellungen und Forschungsvorhaben, die sich in der Region umsetzen lassen. Wir recherchieren, starten eine Versuchsreihe, bauen ein DIY-(Do-it-yourself)-Messgerät selbst und sammeln damit Daten. Aus diesen Recherchen und Daten werden wir in Phase II Geschichten destillieren, die wir bloggen, filmen, als digitale Map visualisieren oder als Audio-Podcast erzählen. Dadurch entsteht ein lokaler, unabhängiger Umweltjournalismus, in dem Bürger mit erfahrenen Wissenschaftsjournalisten zusammenarbeiten werden.

Das Eco Lab ist ein Labor für SoLaWi-Verfechter und Urban-Gardener, Studenten der Unis Tübingen, Hohenheim und Stuttgart, Doktoranten der umliegenden Max-Planck- und Fraunhofer-Institute, Entrepreneure, Mitglieder des Stuttgart Hackspace, FabLab Neckar-Alb, der NaBu- und BUND-Regionalgruppen, Fans der Nachhaltigkeit und freie Wissenschaftsjournalisten. Wir sprechen überhaupt alle an, die Lust haben, Dinge zu durchdenken und praktisch an Lösungen herumzutüfteln.

Im Sommer 2018 sind wir in der Region Tübingen/Stuttgart gestartet und treffen uns regelmäßig zu Diskussionen. Um die Community aufzubauen und technische Skills für die praktische Forschung zu lernen, plane ich aktuell Workshops zur Herstellung von pflanzlichen Stammzellen, zur Schlammbatterie (mikrobielle Brennstoffzelle) und zur Analyse von Mikroplastik in unseren Bächen und Seen, die jetzt im Herbst stattfinden werden.

Aktuell vernetzen wir uns mit Akteuren in der Region: mit offenen Werkstätten wie dem Werkstadt-haus, dem FabLab Neckar-Alb, der Mikroskopischen Gesellschaft, dem Schülerforschungszentrum, Unis und Forschungseinrichtungen in der Region. Gleichzeitig verstehen wir uns aber auch als Teil einer internationalen Maker- und DIY-Community. Zahlreiche Kooperationen planen wir dazu in Deutschland und Europa – ebenso Medienpartnerschaften.

Slack und meetup.com sind derzeit unsere wichtigsten Digitalkanäle. Die Homepage und der Aufbau von weiteren Social-Media-Kanälen sind gerade in Arbeit und werden demnächst online gehen.

Gefördert wird das Eco Lab von der Robert-Bosch-Stiftung und dem Media Lab Bayern. Wir freuen uns auf weitere Partner, die uns ideell und finanziell unterstützen möchten.

Ein Projekt von: Nicola Wettmarshausen